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Eigentlich hatte ich hier zu diesem Beitrag einen ganz ganz langen Text zum Thema Einschulung vorbereitet. Nachdem dieser Text aber kein Ende fand, weil ich immer noch mal die eine oder andere Quelle aus der empirischen Bildungs- und Schulforschung einbringen wollte, damit sich das richtig und vollständig anfühlt, habe ich viel von dem bisherigen Text wieder gelöscht und nur wenig mehr als unser Fazit stehen gelassen. Denn eigentlich wollte ich ja keine wissenschaftliche Arbeit schreiben, sondern einfach nur ein neues Shirt zeigen. Ein Shirt für meinen kleinen Schlaufuchs 😉
Kurz zum Shirt: Das ist natürlich mal wieder das klimperkleine Raglanshirt in 110. 😉 Und woher der Jersey mit dem kleinen schlauen Fuchs ist? Keine Ahnung, das habe ich total vergessen und kann ich auch nicht mehr rekonstruieren! Aber als ich das Design gesehen habe, wusste ich, dass daraus ein Shirt für den Lauser werden sollte. Immerhin hatte er in der Kita schon den Fuchs als Garderobensymbol. Und ein kleiner Schlaufuchs ist er auch 😉
Ja, ein Schlaufuchs – aber deshalb vorgezogen einschulen? Wir hatten tatsächlich in seinem zweiten Kindergartenjahr mit dem Gedanken gespielt. War er doch schon nach dem ersten Kindergartenjahr sehr traurig, weil sein damals bester Kindergartenfreund in die Schule kam. Letzten Sommer war die Trauer groß, als die beste Freundin eingeschult wurde, die ihn schon gleich am ersten Kindergartentag an die Hand genommen hat. Und da war schon abzusehen, dass die beiden Jungs, mit denen er ansonsten sehr gerne spielt, als Muss-Kinder dieses Jahr schon schulpflichtig werden würden. In der Entwicklung haben wir zwischen diesen Beiden und unserem Buben keine so großen Unterschiede gesehen und auch von außen kam die Bestätigung, dass unser Lauser recht fit im Kopf ist. Und echt mal, können weniger als drei Wochen, die der Bub nach dem Stichtag geboren ist, so einen großen Unterschied machen? Er wäre ja kaum ein Frühchen gewesen, wäre er schon im September zu uns gekommen statt Mitte Oktober…
An die Frage ob Einschulung oder nicht, wollten wir dann aber erst einmal ein bisschen wissenschaftlicher rangehen. Eine sehr breite Datenbasis bieten für die Antwort auf die Frage, wie es Kindern in der Schule ergeht, bieten Studien wie TIMSS, PISA oder IGLU, in denen jeweils sehr viele Schülerinnen und Schüler getestet wurden und über die man Vergleich nach verschiedenen Ausgangsvoraussetzungen anstellen kann. Und da hier so große Gruppen untersucht werden, kann man auch deutlich besser Zusammenhänge zwischen Merkmalen und Voraussetzungen von Schülerinnen und Schülern und ihrem Schulerfolg herstellen, als es bei Einzelmeinungen und -erfahrungen möglich wäre. Denn: Irgendjemand hat ja immer ein eigenes Kind, Nachbarkind, Nichten-, Cousin- oder über drei Ecken Bekanntenkind, das vorzeitig eingeschult wurde oder eben nicht und bei dem sich das dann als besonders gut oder eben nicht herausgestellt hat. Abgesehen davon, dass man diese Erfahrung nicht wiederholen und vergleichen kann, kann ein solcher Einzelfall nicht wirklich etwas darüber aussagen, wie es bei den meisten Kindern ist.
Also: Ich habe Studien gelesen. Sehr gut lesbar und aufschlussreich fand ich übrigens z.B. diese hier von Volker Hagemeister aus dem Jahr 2009. Die habe ich euch verlinkt, weil sie ohne Bezahlschranke im Netz verfügbar und die Ergebnisse nachvollziehbar erklärt. Volker Hagemeister hat die Daten von Schülerinnen und Schüler, die an PISA2000 teilgenommen haben, daraufhin untersucht, ob das Einschulungsalter zu Unterschieden im Schulerfolg führt. Und wie auch in anderen Studien kommt auch Hagemeister (2009) zu der Erkenntnis, dass es Schülerinnen und Schüler in der Schule leichter haben, wenn sie eher zu den älteren Kindern in der Klasse gehören. Das zeigt sich in den Noten und das zeigt sich beim Sitzenbleiben. Das zeigt sich sogar bei den Kindern, die aus Elternhäusern mit hohem Bildungsniveau kommen, obwohl diese Kinder es sonst leichter haben.
Kurz gesagt: Die Studienlage zum Einschulungsalter deutet stark darauf hin, dass wir dem Lauser einen Gefallen tun, wenn wir ihn regulär einschulen und er dann zu den ältesten Kindern in seiner Klasse gehört. Ich erinnere mich außerdem aus der Entwicklungspsychologie (Quelle habe ich gerade keine zur Hand), dass es Jungs in der Peer-Group leichter haben, wenn sie körperlich nicht viel kleiner sind und auch etwa zeitgleich, auf jeden Fall aber nicht viel später als ihre Bezugsgruppe (i.d.R. die Klassenkameraden) in die Pubertät kommen. Da unser Lauser ja eher zart und klein für sein Alter ist, würde das noch mehr auffallen, wenn er der Jüngste in seiner Klasse ist.
Trotz massiver Kürzungen und obwohl ich ganz viel weggelassen habe, was ich eigentlich gerne länger geschrieben habe, ist dieser Beitrag doch recht lang geworden 😀 Kurz und gut: Der Bub wird ganz regulär im Schuljahr 20/21 in die Schule kommen. Er wird andere Freunde finden, hat Zeit, um noch ein bisschen zu wachsen, kann sich seinen Interessen widmen, evtl. auch anfangen, ein Musikinstrument zu lernen, wir können nochmal ein Jahr ganz unabhängig von den Schulferien Urlaub machen und wenn er mal keine Lust auf Kindergarten hat und sich das dann auch irgendwie organisieren lässt, dann kann er auch einfach daheim bleiben. Und, wie wir im Gespräch mit Kindergarten und Kooperationslehrerin zu hören bekommen haben: Er kann ja dann in der Schule auch eine Klasse überspringen… 😀
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Liebe Jana, hab vielen Dank für diesen ehrlichen Bericht und Eure Einschätzung zur Einschulung vom Lauser, es klingt herrlich entspannt aber ich bin mir sicher, ihr habt es Euch nicht leicht gemacht. Hier in Bayern gibt es in steter Regelmäßigkeit ein rechtes HickHack um den Stichtag und ich bin froh, dass er jetzt wieder in den Sommer rückverlegt wurde. So sind die Kinder doch deutlich sechs Jahre alt, ehe sie als schulpflichtig in die Schule entlassen werden. Über den Zeitpunkt der Einführung der wieder neuen Regelung lässt sich sicherlich streiten, aber wir brauchen Lösungen kein Jammern…
Das Shirt passt super zu einem Schlaufuchs und wird ihn hoffentlich noch eine Weile begleiten…. Es sieht so toll aus!!!
Liebste Grüße an Dich von Katrin (die jetzt hoffentlich den richtigen Code eingibt ^^)
Liebe Katrin,
in Baden-Württemberg ist der Stichtag momentan noch beim 30.9. und ich finde das auch sehr sehr früh. Ich glaube, bei mir vor fast 40 Jahren war der Stichtag noch der 31.5. oder vielleicht auch 30.6., ich war mit meinem Mai-Geburtstag auf jeden Fall immer die jüngste in der Klasse. Das wäre uns jetzt auch ganz lieb, denn es wäre sehr viel eindeutiger als diese paar Tage, die unseren Buben von Kann zu Muss trennen. In manchen Bundesländern (Berlin?) gibt es ja auch die Möglichkeit, die ersten beiden Schuljahre in 1 bis 3 Jahren zu machen, das klingt für mich auch nach einer schönen Lösung, damit die Kinder in ihrem Tempo in der Schule ankommen können. Wie du aber sagst: Jammern hilft nicht, wir machen das Beste aus dem, was uns die momentane Schulpolitik vorgibt 🙂
Alles Liebe!
Jana
Hallo Jana, das Thema Schulstart ist bei uns auch immer wieder Thema. Das Löwenmädchen ist im Schuljahr 20/21 hier bei uns Flex-Kind. Das heißt, dass sie eingeschult werden kann oder auf Elternwunsch erst ein Jahr später. Wir können sie also mit gerade 6 oder gerade 7 einschulen. Sie ist so wie der Lauser ein schlaues Köpfchen. Sozial-emotional braucht sie noch ein bisschen. Wir müssen bis Ende April 20 entscheiden, wann sie in die Schule kommt. Und dieses Zeitfenster werden wir bis zum letzten Tag nutzen. Daher würden mich deine weiteren Quellen wirklich sehr interessieren. Vielleicht magst du die ja doch noch verraten.
Sie scheint eine ganze Ecke größer zu sein als dein Sohn. 110 passt ihr nur noch knapp. Das Shirt finde ich sehr schön. Die Farben gefallen mir gut.
Viele Grüße von Maryme
Liebe Maryme,
ich muss mal schauen, ob ich die Suche noch rekonstruieren kann, ich habe sie nicht dokumentiert 😉 Aber der, den ich verlinkt habe, sagt genau dasselbe wie die anderen, wirkliche Unterschiede in den Ergebnissen gab es nicht. Eine Sache, die ich nicht geschrieben habe, die für uns aber eine sehr wichtige Rolle gespielt hat, ist auch die Meinung der Schule bzw. der Lehrerin. Da haben wir nämlich sehr starken Gegenwind wahrgenommen. Die sozial-emotionale Entwicklung wurde bei unserem Lauser quasi vor der ersten Begegnung schon als zu unausgereift beschrieben. Und da haben wir die große Gefahr gesehen, dass er sich in der Schule anstrengen kann, wie er will oder auch noch so schlau und vielleicht auch ausgeglichen und sozial sein, er wird wahrscheinlich sehr kritisch wahrgenommen werden. Und alleine in der Phase, in der wir über eine vorgezogene Einschulung nachgedacht haben, hatten wir den Eindruck, dass sein Selbstbewusstsein gelitten hat, weil er ständig in irgendeiner Weise gehört hat, er müsste dieses oder jenes noch besser können oder dürfe sich wie auch immer nicht verhalten, wenn er wirklich in die Schule wolle. Ganz nebenbei, nicht in böser Absicht und, ja, auch mir ist das ab und zu rausgerutscht. Das hat ihn sehr verunsichert, glaube ich. Er ist nämlich tatsächlich weit für sein Alter, aber eben normal in der Altersgruppe der jetzigen Vorschulkinder. Was ich damit sagen wollte: Evtl. macht es auch Sinn, die Haltung der Schule bzw. Lehrer in eure Überlegungen mit einzubeziehen.
Alles Gute!
Jana (selbst nur 158cm klein, da wundert es nicht, dass der Kurze auch eher weniger groß geraten ist 😀 )
Liebe Jana, ich finde, ihr habt euch richtig entschieden. Hier in Hessen ist der 1.7. der Stichtag. Zum Glück sind unsere Kinder im Oktober und Dezember geboren, so dass wir nie vor einer solchen Entscheidung stehen mussten.
Meine Nichte hingegen, die in Bayern wohnt, wurde Anfang August 6 Jahre alt und wurde gut 4 Wochen später eingeschult – nicht als „Kann-Kind“ sondern als „Muss-Kind“. Inzwischen ist sie in der 5. Klasse und alles läuft bestens, aber am Anfang der Schulzeit hat man schon ein bißchen gemerkt, dass sie die Jüngste in der Klasse war.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Bettina
Hallo Jana, ich bin ja in der Materie auch drin, persönlich und beruflich und ich glaube eine „falsche“ Entscheidung kann man nicht treffen, man braucht nur den Mut neue Entscheidungen zu treffen, wenn man eben sehen kann wie es den Kindern geht in ihrer Klasse und das kann sich ständig ändern. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass Eltern sich nicht trauen zu Wechseln oder zum Überspringen/freiwillig Wiederholen, weil immer das Soziale in den Vordergrund gestellt wird, was zum Glück für die meisten Kinder kein Problem ist – nur für die Eltern. Da kann es gut sein Kinder wie deinen vielleicht überspringen zu lassen oder andere eben zurückzustellen oder 3 Jahre in 2 oder umgekehrt zu machen und das in jeder Altersstufe. Das mit dem „älter“ sein kann ich aus meiner Berufserfahrung heraus bestätigen und wiederlegen zugleich … Kinder entwickeln sich individuell und bleiben manchmal stehen oder machen Riesensprünge und das bis sie erwachsen sind. Zum Glück gibt es ja wirklich fast unendliche Möglichkeiten die Schullaufbahn den persönlichen Entwicklungen anzupassen. Liebe Grüße Ingrid
Ach ja und sorry, das Shirt ist eines Schlaufuches sehr würdig und super hübsch!
Liebe Ingrid,
vielen Dank für deine ermutigenden Worte. Dasa bestärkt mich noch einmal sehr, dass wir recht damit haben, auch auf unser Bauchgefühl zu hören und andererseits auch den Erzieherinnen und der Kooperationslehrerin zu glauben, dass unser Lauser mit Sicherheit neue Freunde finden wird, sowohl im letzten Kindergartenjahr als auch dann in der Schule, wo er ja dann auch mit den Kindern aus den anderen Gruppen aus seinem Kindergarten und vielleicht auch noch aus dem Minidorfkindergarten aus dem anderen Ortsteil zusammen in eine Klasse kommen wird. 🙂
Tja, und bis sie erwachsen sind… Die Grenze zum Erwachsen-Sein hat die Forschung, wie ich einem Artikeln in den BBC-News kürzlich entnehmen konnte, wohl noch einmal nach oben korrigiert. Bislang war mein Stand, dass die Gehirnumstrukturierung der Pubertät mit 20-25 abgeschlossen ist, aber es dauert wohl eher bis 30. 😀
Alles Liebe und hab ein schönes Wochenende!
Jana